Frierst du schon? Soziale Kälte in warmen Schuhen

10. November 2023

Was bedeutet uns heute Solidarität? Die Kriege in der Ukraine und Nahost sowie Wohnungsnot, Inflation oder Energiekrise haben massive Auswirkungen auf unser gesellschaftliches Zusammenleben. Aber was steht jedem Menschen an Wärme und Behaglichkeit eigentlich zu? Wem sind wir bereit zu helfen – und wen lassen wir draußen sitzen? Wer erlaubt sich, darüber zu befinden, wer frieren muss und wer nicht? Politik und Gesellschaft tun sich schwer mit den Antworten – fragen wir stattdessen die Karikaturist*innen!

Die vielen Krisen der letzten Jahre haben uns eher noch weiter voneinander entfernt, statt die Gesellschaft enger zusammenrücken lassen. Warum ist das so? Sind die Krisen zu zahlreich, zu schwerwiegend und die Gesellschaft schlichtweg überfordert? Können wir nicht mehr tun als zu versuchen, zwischen den vielen Krisen selbst nicht unterzugehen? So steht soziale Kälte oft in Zusammenhang mit wirtschaftlichen Problemen. Schwache Gruppen wie z. B. Kranke, Geflüchtete, Migranten, Obdachlose oder Arme werden abgewertet und oft genug als nicht willkommene „Last“ in der Gesellschaft angesehen und durch verschiedene Argumentationsstrategien als „selbst schuld“ abgestempelt, während sie unsere Solidarität und Unterstützung eigentlich am dringendsten brauchen.

Bereits im 18. und 19 Jahrhundert machten englische und französische Karikaturist*innen,
darunter William Hogarth und Louis-Léopold Boilly, sich über den wohlhabenden Adel lustig. Auch moderne und zeitgenössische Zeichner*innen wie Karl Arnold, Gerhard Glück, George Grosz, Peter Großkreutz, Käthe Kollwitz, Marie Marcks oder F. K. Waechter sowie internationale Künstler*innen wie Chas Addams, André François, Ronald Searle oder Tomi Ungerer setzen sich mit den Ungerechtigkeiten im sozialem Gefälle auseinander. Missstände aufdecken, ungerechte Politik oder unsoziale Verhältnisse aufzuspießen, ist die ureigenste Aufgabe kritischer Zeichner*innen. Der umfangreiche Sammlungsbestand des Museum Wilhelm Busch aus vier Jahrhunderten macht dies deutlich.

Die Ausstellung wird ergänzt durch die Werke junger Talente des Studiengangs Design und Medien der Hochschule Hannover (Leitung: Prof. Ulli Lust), die im Sommersemester 2023 mit der Sammlung des Museums gearbeitet haben. Dabei ist auch das Plakatmotiv dieser Ausstellung entstanden: Die Studentin Chau Vu stellt in ihrer Risographie dar, wie die Sicherung des eigenen warmen Wohlbefindens auch eine Abschottung von der Außenwelt bedeuten kann und zugleich andere Menschen möglicherweise an den Rand drängt und ihnen den Platz nimmt, der ihnen zusteht.

Die Ausstellung wurde kuratiert von Dr. Eva Jandl-Jörg und Dr. Elisabeth Reich.
Das Vermittlungsprogramm wurde von Luise Wick entwickelt.

Das Museum dankt den folgenden Kooperationspartnern:
Asphalt-Magazin, Diakonisches Werk Hannover, Familienzentrum Linden Nord, Historisches Museum Hannover, Hochschule Hannover – Fachbereich Design und Medien, Unter Einem Dach gUG


Pressekontakt Dr. Catrin Kuhlmann
Tel.: 0511 169999-17
Mobil: 0151 750 137 54
E-Mail: presse@karikatur-museum.de

Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst
Erreichbar
Georgengarten, 30167 Hannover (barrierefreier Besuch der Ausstellungen)
Öffnungszeiten Di. bis So. und an Feiertagen von 11 bis 17 Uhr
Eintritt Einzelkarte 7 €, Familienkarte 14 €, Ermäßigt 4 €

Das Museum Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst wird institutionell gefördert durch das Kulturbüro der Landeshauptstadt Hannover.

(c) Janosch

Janosch, Aufwärmen / o. J.


Janosch

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(c) Borislav Sajtinac

Borislav Sajtinac, Vergelt's Gott / 1986


(c) Borislav Sajtinac

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(c) Josef Pepsch Gottscheber

Pepsch Gottscheber, Wie immer im Leben machte er eine gute Figur / o. J.


Pepsch Gottscheber

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Jacke an

Chau Vu, Jacke an / 2023


Chau Vu

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