21.09.2019 bis 17.11.2019
Brynolf Wennerberg
Facetten eines Künstlerlebens
Ausstellung
Die künstlerische Leistung des schwedisch-deutschen Malers, Zeichners und Gebrauchsgrafikers Brynolf Wennerberg (1866-1950) ist außerordentlich vielfältig und wirkt noch heute modern und attraktiv. Sein Werk vereinigt Malerei und Grafik in überzeugender Weise. Der Künstler Brynolf Wennerberg war einer der frühesten Plakatmaler in Europa, arbeitete für die bedeutendste satirische Zeitschrift Deutschlands, den »Simplicissimus«, und hatte über Jahrzehnte mit seinen Titelblättern im Periodikum »Lustige Blätter« großen Publikumserfolg. Sein hoher Bekanntheitsgrad im Bereich Kunstpostkarte, Werbung und Malerei weist ihn als singuläre Erscheinung aus.
Brynolf Wennerberg wurde am 12. August 1866 in Otterstad/Schweden geboren. Sein Vater, der Gestütsbesitzer Gunnar Brynolf Wennerberg, war ein akademischer Maler aus der Düsseldorfer Malerschule. Als Brynolf vier Jahre alt war, starb seine Mutter und der Vater heiratete ihre jüngere Schwester.
Bereits der junge Brynolf experimentierte mit selbstgemischten Farben. 1885 ging er an die Kunstgewerbeschule in Stockholm und ein Jahr später auf die Kunstnernes Frie Studieskoler (die freien Studienschulen der Künstler) in Kopenhagen/Dänemark. 1888 übersiedelte Brynolf Wennerberg nach Leipzig. Die Stadt war seit 1825 das Zentrum des Verlagswesens. Ab 1896 lassen sich illustrierte Notentitel von Brynolf Wennerberg nachweisen, die sich heute vor allem im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg befinden, darunter auch ein Plakat für eine Ibsen-Aufführung im Stadt-Theater Hannover im Jahr 1898.
Anfang 1900 zog Wennerberg mit seiner Familie nach Fürstenfeldbruck, nahe München. Nach dem Tod seiner Frau ging er nach Paris. Wie viele andere Künstler wurde auch Wennerberg 1914 vom Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Ausland überrascht, eine Rückkehr nach Frankreich war nicht mehr möglich. Ab 1915 lebte Brynolf Wennerberg mit seiner Familie in der oberbayerischen Stadt Bad Aibling.
Wennerbergs künstlerische Laufbahn begann 1892 mit der Tätigkeit für die damals in Deutschland weit verbreiteten »Meggendorfer Blätter. Farbig Illustrierte Wochenschrift für Humor und Kunst«. Viele junge Akademiestudenten profitierten von derartigen, neuen Zeitschriften, denn sie waren als Illustratoren gesuchte Mitarbeiter. Vermutlich 1901 stellte er seine Arbeit für die Zeitschrift ein. 1909 begann Wennerberg, als Zeichner für den »Simplicissimus« in München zu arbeiten. Seine Kollegen dort waren u. a. Thomas Theodor Heine, Olaf Gulbransson sowie Eduard Thöny. Die erste Illustration von Brynolf Wennerberg brachte der »Simplicissimus« am 15. November 1909; seine letzte am 18. März 1919. Das erste Titelblatt von Wennerberg, eine »Kdjangovals-Nummer«, erschien am 31. Dezember 1912. Diese Titelseiten wurden später zusammen mit weiteren besonders beliebten Illustrationen gesondert als großformatige Kunstdrucke in Mappen verkauft oder sogar als Bücher zusammengestellt. Insgesamt wurden 103 Abbildungen von Wennerberg in diesem Periodikum gedruckt. Noch erfolgreicher waren seine Postkarten nach Motiven von Abbildungen im »Simplicissimus«.
Die Zeitschrift »Lustige Blätter« war ein Witzblatt, das politische wie auch unpolitische Texte und Illustrationen enthielt. Als bedeutende Zeichner kann man Lyonel Feininger oder Walter Trier nennen. 1916, im Ersten Weltkrieg, trat Brynolf Wennerberg diesem Kreis bei. Seine Rolle lag wiederum nicht in der Karikatur, sondern in der Vielseitigkeit und Aktualität seiner Personenführung. Auch hier zeigte sich der Künstler als beliebter und erfolgreicher Zeichner, der dank seiner eleganten, spritzigen und leicht ironischen Darstellung seine Abonnenten gewann. Über 100 Illustrationen sind bei den »Lustigen Blättern« nachweisbar.
Tatsächlich war der sogenannte »Wennerberg-Typ«, die jugendliche, lächelnde Frau, in den Jahren 1925 bis 1935/36 in der Werbung für große Firmen sehr erfolgreich. Wennerbergs künstlerische Imagination zeigt sich in Werbeprospekten, Broschüren, Reklamemarken und natürlich bei großflächigen Plakaten. Zu den großen Auftraggebern gehörten u. a. die Firmen Junkers & Co., 4711 Kölnisch Wasser und Klepper. Brynolf Wennerberg starb am 30. März 1950 in Bad Aibling. Die Schau »Brynolf Wennerberg – Facetten eines Künstlerlebens» im Museum Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst zeigt anhand 50 ausgewählter Arbeiten die Facetten von Wennerbergs Arbeit und Schwerpunkte seines künstlerischen Schaffens.