Plakat zur Ausstellung

23.02.2019 bis 05.05.2019

Paula, Emil, Willi & Eddy: Hans Traxler für Kinder

Zum 90. Geburtstag des Künstlers

Ausstellung

Willi. Der Kater, der immer größer wurde
Hans Traxler, Mitbegründer der Satirezeitschrift »Titanic«, ist einer der bedeutendsten Cartoonisten der Gegenwart – und zugleich einer der bekanntesten Kinderbuchautoren und -illustratoren. Seine Kinderbücher wurden in viele Sprachen übersetzt. Die Ausstellung im Museum Wilhelm Busch – Deutsches Muserum für Karikatur und Zeichenkunst zeigt zum 90. Geburtstag des Künstlers rund 120 seiner Arbeiten für Kinder.

»Früh schon, mit etwa zehn Jahren, habe ich mich festgelegt: Zeichner wollte ich werden«, so Hans Traxler. Mit 17 Jahren verkauft er seine erste Karikatur an eine Illustrierte und zeichnet seither ohne Unterlass. In Regensburg lernt er im Atelier von Professor Max Geyer die Grundregeln für künstlerisches Schaffen und schließt – nach seinem Umzug nach Frankfurt am Main 1951 – an der Städelschule ein Studium der freien Malerei an.

In den 1980er- und 1990er-Jahren zeichnet Hans Traxler Cartoons und Bildergedichte für die Magazine der »ZEIT«, der »Frankfurter Allgemeine Zeitung« und der »Süddeutsche Zeitung«. Daneben zeichnet, schreibt und illustriert er mehr als 60 Bücher. Sein erstes Kinderbuch, »Fünf Hunde erben eine Million«, erscheint 1979 und wird 2008 erneut aufgelegt. Die Ausstellung präsentiert die heiteren Bildern dieser verrückten Geschichte: Miss Lily ist gestorben. Bei der Verlesung ihres Testaments gibt es einen Riesenärger: Die alte Dame hat ihre prächtige Villa nicht etwa ihren beiden Neffen, sondern ihren fünf Hunden und dem Papagei Ludwig vererbt. Die Neffen finden das gar nicht komisch …

Ein weiteres Highlight der Ausstellung sind die Illustrationen zu Traxlers 1998 veröffentlichtem Kinderbuch »Paula, die Leuchtgans«. Eigentlich ist Paula ein Designobjekt – eine Lampe in Form einer Gans. Doch in Traxlers Geschichte erwacht sie zum Leben und reist mit einem Zug von Wildgänsen in den Süden Frankreichs. Dort angekommen, ermöglicht sie mit ihrem Leuchten ein nächtliches Boulespiel und rettet einen Fischerjungen mit Blinksignalen. All diese Geschehnisse hat Traxler in farbenfrohen, klaren Zeichnungen dokumentiert, auf denen das bewegte Mienenspiel der menschlichen Akteure kaum weniger erfreut als das leise Lächeln, das bisweilen Paulas Züge schmückt, wenn sie sich nützlich machen kann. Über dieses Buch hieß es in der Besprechung in der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung«: »Traxler hat mit Paula ein Buch geschaffen, das seine schlichte Handlung auch ganz aus den Zeichnungen sprechen lassen könnte. Das ist eine wirklich große Kunst«.

Geboren wurde Hans Traxler am 21. Mai 1929 in Nordböhmen. Seine von Krieg gezeichnete Jugend endete, als die Familie den Fünfzehnjährigen kurz vor Kriegsende auf den Weg in den Westen schickte, um ihn so vor der Einberufung an die Front zu bewahren. Die lange Flucht führte ihn, inzwischen wieder mit seiner Mutter vereint, 1945 nach Regensburg. Dort folgten entbehrungsreiche Jahre, nicht nur begleitet von Hunger: Sein Vater starb kurz nach Kriegsende in einem Gefangenenlager und an den Folgen der Flucht ein Jahr später auch seine Mutter.

1963 veröffentlicht Traxler das Werk, mit dem er auf Anhieb bekannt wird: »Die Wahrheit über Hänsel und Gretel«. Die Parodie über die angeblichen Ausgrabungsfunde im Spessart löste eine Flut von Rezensionen und Leserzuschriften aus – von empört bis euphorisch. Noch erfolgreicher sollte zwanzig Jahre später dann Traxlers zusammen mit Pit Knorr veröffentlichtes Werk »Birne. Das Buch zum Kanzler«  werden, eine beißend-komische Analyse von Helmut Kohls Kanzlerschaft.

Dem politischen Cartoon hat Traxler Ende der 1980er-Jahre den Rücken gekehrt und sich seitdem verstärkt eigenen Büchern – und insbesondere dem Kinderbuch gewidmet. Seine Cartoons zeichnet ein eher leiser Ton aus, ein Humor, der gern mit den Absurditäten des menschlichen Lebens spielt.

Auch als Illustrator klassischer Texte hat sich Hans Traxler profiliert: Über viele Jahre hat der Künstler das Leben und Wirken großer Dichter, Denker und Musiker in von Peter Härtling herausgegebenen Büchern für Kinder aufbereitet, vom 1998 erschienenen »Goethe für Kinder« über »Mozart« (2005) bis zu »Darwin« (2008), »Shakespeare« (2009) und anderen: Dieser Reihe ist ein eigenes Kapitel der Ausstellung gewidmet.  

Auch die jüngsten Kinderbücher Traxlers, die seit 2004 im Münchner Hanser Verlag erscheinen, werden vertreten sein. In dieser Reihe von Büchern geht es auf ganz unterschiedliche Weise um die Beziehung von Mensch und Tier, vom Schicksal eines Schweins in »Komm, Emil, wir gehen heim« über »Willi – Der Kater, der immer größer wurde« bis zu »Eddy. Der Elefant, der lieber klein bleiben wollte«, aus dem Jahr 2017.

Hans Traxler erhielt für sein Lebenswerk viele Preise, unter anderem den »Göttinger Elch«, den »Deutschen Karikaturenpreis«, den »Ludwig-Emil-Grimm-Preis«, den »Wilhelm-Busch-Preis«, den »Sondermann-Preis« und die »Goethe-Plakette« der Stadt Frankfurt.

Die Ausstellung »Paula, Emil, Willi & Eddy: Traxler für Kinder« entsteht in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler. Hans Traxler wird zur Eröffnung der Ausstellung im Februar nach Hannover kommen. Neben der Ausstellung erwarten die kleinen und großen Besucher eine Reihe von begleitenden Veranstaltungen, besonderen Führungen, Zeichenaktionen und Workshops.

Paula, die Leuchtgans
Hans Traxler: Paula, die Leuchtgans, 1998