Jahrespressekonferenz 2025
07. März 2025
Das Museum Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst blickt auf ein buntes, kreatives und erfolgreiches Jahr 2024 zurück. Nach der überragenden Publikumsresonanz zur Fußball-Schau „anPFIFF! Schweiß und Leidenschaft auf dem Rasen“ durften wir viele gezeichnete VIPs aus Österreich im Rahmen der Sonderausstellung „Die lieben Nachbarn!“ begrüßen. Für dieses Jahr haben wir uns vorgenommen, unser Angebot noch vielfältiger zu gestalten und deshalb unser Kunstvermittlungsprogramm erweitert. Unser neues Format BUSCH Babys richtet sich an Eltern und Kinder bis 18 Monate und ergänzt jetzt unsere Veranstaltungsreihen BUSCH Minis (für Kinder von 4 bis 6 Jahre) und BUSCH Maxis (für Kinder von 7 bis 12 Jahre). Mit Ruhe im BUSCH bieten wir unseren Besucher:innen die Gelegenheit, unsere Sonderausstellungen außerhalb der regulären Öffnungszeiten zu entdecken – exklusiv und im kleinen Kreis. Bei unseren Comic Salons im BUSCH stellt die Comic-Expertin Katinka Kornacker, Inhaberin der Comic-Buchhandlung COMIX Hannover, Arbeiten zeitgenössischer Comic-Zeichner:innen vor oder kommt mit ihnen ins Gespräch. Vorträge, Filmabende, Führungen und Workshops runden das Angebot des Hauses ab.
2025 ist mit der künstlerischen Intervention zu einem wichtigen Thema gestartet: In DIE FREIHEIT DER KUNST: Charlie Hebdo – Zehn Jahre nach „Je suis Charlie“ erinnern wir mit einer künstlerischen Intervention an das Attentat auf die französische Satirezeitschrift vor zehn Jahren. Wegen der großen Nachfrage wurde die Intervention verlängert und läuft noch bis zum 02. März. Ein Teil der Schau bleibt bestehen und wird künftig für Vermittlungsformate für Schulklassen genutzt.
2025 zeigen wir drei große Sonderausstellungen im Westflügel:
WO DIE IRREN FLIRREN: F. K. Waechter. Unvergessen für immer
24. Mai bis 14. September 2025
F. K. Waechters anarchischer Witz und Vorliebe für schrägen Nonsens prägte nicht nur Generationen von Zeichner*innen. Er hatte, wie er selbst einmal sagte, große Freude daran, „das Dümmste, Banalste, Schrägste, Abseitigste (…) weiterzutreiben“ und sich gegen Regeln, Autoritäten und Unsinniges zu stellen, war führendes Mitglied der „Neuen Frankfurter Schule“ und Mitbegründer des endgültigen Satiremagazins Titanic. Mit Cartoons wie „Wahrscheinlich guckt wieder kein Schwein“ (1971) zeichnete er sich ins kollektive Gedächtnis.
Waechter war auf vielen Bühnen zu Hause, auch - und das ist allgemein weniger bekannt - auf jenen des Theaters. Über 40 poetischen Theaterstücke stammen aus seiner Feder, einige davon inszenierte er auch an unterschiedlichsten Bühnen. Allein in Hannover wurden zu Waechters Lebzeiten sechs Stücke uraufgeführt, alle unter der Intendanz von Ulrich Khuon. Das erste und prominenteste Stück war „Die Eisprinzessin“, das zwischen 1993 und 2000 im berühmten Treppenhaus der Cumberlandschen Galerie über 270 Mal aufgeführt wurde. „Auf nach Süden! (…) wo die Irren flirren …“ heißt es im Stück. Im heißen Sizilien streift die gefühlskalte, aber wunderschöne Prinzessin nach und nach ihre Kälte ab und entdeckt ihre Gefühle. Ein großes Erzähltheater um Liebe und Geschlechterkampf. Ganz anders war es mit Waechters Stück „Prinz Hamlet“, das 1995 als Theaterstück entstand, aber nicht zur Aufführung kam. Zehn Jahre später, kurz vor seinem Tod, übertrug der Künstler den dramatischen Inhalt in ein großartiges Bilderbuch. Wunderschön in farbigen, collagierten Zeichnungen und künstlerisch beeindruckend in Szene gesetzt, entstand ein Zyklus aus über 60 Blättern.
In unserer Sonderausstellung „WO DIE IRREN FLIRREN: F. K. Waechter. Unvergessen für immer“ zeigen wir beide Schaffenswelten von Waechter: Die des Zeichners und die des Theaterstückautors. Beide vereinen große Themen wie Glück, Liebe, Verrat, Träume und das Ende des Lebens. Neben Handzeichnungen aus unserer Nachlass-Sammlung zeigen wir auch Collagen und Drucke des Künstlers. Das Theaterkapitel wird illustriert mit Bühnenfotografien von Mara Eggert, Programmheften, Archivalien aus der Sammlung und von Leihgebern. Ein umfangreiches Begleitprogramm, u. a. eine Theateraufführung „Der alberne Hans“ (Christine Weghoff) beim Sommerfest der Herrenhäuser Gärten, ergänzt die Ausstellung. In den Gästezimmern präsentieren wir zeitgleich einige von Waechters Zeichnungen zu seinen witzigen Bilder- und Mitmachbüchern, die sich an Kinder wie Erwachsene richten.
KARTOFFELN MACHEN DRUCK VON UNTEN: Tex Rubinowitz. Cartoons und Stickstoff
24. Mai bis 14. September 2025
Absurd komisch, skurril und gespickt mit schrägem Humor sind auch die Cartoons von Rubinowitz. Mit ihrem feinen Strich wirken die Zeichnungen wie hingekritzelt, haben aber stets etwas Existenzielles, fast schon Metaphysisches. Dass die Cartoons in ihrer Wirkung so anrührend witzig sind, verdanken sie auch einem hintersinnigen Effekt: Sie sind oft nicht so harmlos, wie sie auf den ersten Blick scheinen. Tex Rubinowitz ist Zeichner, Cartoonist, Reisejournalist, Theaterautor und Schriftsteller, dessen Arbeiten unter anderem in der Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, dem österreichischen Standard und dem Satiremagazin Titanic erschienen sind. Spätestens seit dem Bachmannwettbewerb 2014 kennt man ihn auch als Autor. Damals gewann Rubinowitz in Klagenfurt mit seinem witzig-lakonischen Text „Wir waren niemals hier“.
In unserer Ausstellung KARTOFFELN MACHEN DRUCK VON UNTEN: Tex Rubinowitz. Cartoons und Stickstoff präsentieren wir die absurd komischen Parallelwelten des in Hannover geborenen Zeichners, u0 .a. einige seiner unzähligen Katalogisierungen wie „Die sexuellen Phantasien der Kohlmeisen“ , „Die sieben Plurale von Rhabarber“, „Was sich Psychiater während der Therapiesitzung so für Notizen machen“ (Das hat er mir doch letzte Woche schon erzählt…) oder „was man von Navis nur sehr ungern hört“ (Hm, hier kenn´ ich mich gar nicht so aus…). Neben Cartoons und Lesestoff gibt es im Werk des Künstlers auch „Stickstoffe“ – so bezeichnet Rubinowitz Texte, die er mit einer Nähmaschine auf textile Bildträger stickt bzw. grob aufnäht und teilweise bemalt. Die Unmittelbarkeit und Unschärfe dieser Wort-Stoff-Kunstwerke erschüttern unser Wirklichkeitsverständnis oder unsere sozialen Gewohnheiten, wenn es zum Beispiel heißt: „Kartoffeln machen Druck von unten“ oder „Deine Luft möchte ich auch nicht mehr atmen!“. Auf weißes Leinen gestickt fanden sich diese oft moralischen Aphorismen früher in jeder guten Stube. Diesen Segensformeln und Lebensweisheiten raubt Rubinowitz genauso ihren gewohnten Sinn, wie er unsere Welt durch seine Stickarbeiten, Zeichnungen und literarischen Werke mit neuem Sinn bereichert.
BÖSE?! Widerstand und Verbrechen - 160 Jahre Max und Moritz
27. September 2025 bis 08. Februar 2026
Als die Geschichte von Max und Moritz 1865 erschien war nicht abzusehen, welchen Erfolg dieses Buch haben sollte. Es gehört zu den bestverkauften Kinderbüchern und wurde in über 300 Sprachen und Dialekte übersetzt. Heute würde man sagen: Max und Moritz gingen mal viral. Doch wie sieht es 160 Jahre nach ihrem Auftauchen aus? Kennt man die beiden heute überhaupt noch? Verbindet man sie mit ihrem Schöpfer Wilhelm Busch? Und was verbindet man mit den beiden allgemein – das Böse, den Ungehorsam oder Widerstand, das Verbrechen?
Mit der Schau „BÖSE?! Widerstand und Verbrechen - 160 Jahre Max und Moritz“ heben wir Wilhelm Busch gemeinsam mit Max und Moritz ins 21. Jahrhundert. Wir zeichnen ein sehr persönliches Bild von Wilhelm Busch und seinen bösen Buben, die in vielen seiner Geschichten als Stellvertreter für ein dunkles, unheimliches und faszinierendes Gegenüber wiederkehren. Die Inhalte und Figuren von Busch sind in unserer gegenwärtigen Weltlage hochaktuell. Kritischer Widerstand, Demokratieerhalt, Moral und Ethik – alles Themen, die uns als Gesellschaft beschäftigen.
In der Ausstellung versuchen wir, Antworten auf die vielen Fragen zu Max und Moritz zu finden: Wie sind die beiden Figuren entstanden? Was bedeutet eigentlich „böse“? Warum funktionieren Max und Moritz als Marke nach wie vor? Welche Werke entstehen heute, wenn Künstler:innen mit diesem kulturhistorischen Erbe in Dialog treten? Neben Zeichnungen, Skizzenbüchern, Karikaturen, Gemälden und Bildergeschichten von Wilhelm Busch zeigen wir auch historische Fotografien, Filmbeispiele, Plakate aus der Sammlung des Museums sowie Werke von zeitgenössischen Künstler:innen. Im Vorfeld suchen wir über unsere Social-Media-Kanäle Max und Moritz‘ Spuren auf der ganzen Welt – zum Beispiel als Spielzeug, auf Schildern von Würstchenbuden oder im Namen von Friseursalons. Wir wollen wissen: Wie und wo sind Max und Moritz Ihnen begegnet? Haben Sie die beiden im Alltag, auf Reisen oder anderen Schauplätzen entdeckt? Machen Sie ein Foto und mailen Sie es uns mitsamt Ihrem Namen und der Ortsangabe an maxundmoritz@karikatur-museum.de. Die witzigsten, ausgefallensten und sonderbarsten Bilder werden Teil unserer Ausstellung.
In den Gästezimmern:
Vier auf einen Strich: die Stiftung Niedersachsen zu Gast im Museum Wilhelm Busch
06. April bis 04. Mai 2025
Die Stiftung Niedersachsen fördert mit ihrem SchreibZeit-Stipendium gezielt diverse literarische Stimmen und Gattungen, die die Geschichten einer sich wandelnden Gesellschaft erzählen. Die Ausstellung in den Gästezimmern zeigt nun die große Bandbreite dieses Genres Graphic Novel, auf dem 2024 der Förderschwerpunkt lag. Vier außergewöhnliche Künstler:innen zeigen ihre Werke: Joris Bas Backer, Katia Fouquet, Everett S. Glenn und Oliver Grajewski.
In den Gästezimmern:
Die Lösung: der Kaktus Cartoon Award 2025 zu Gast im Museum Wilhelm Busch
ab Mitte Oktober 2025
Die Schule des Ungehorsams, gegründet von Karikaturist Gerhard Haderer, verleiht 2025 zum zweiten Mal den Kaktus Cartoon Award an Cartoonist:innen, die sich kritisch und humorvoll mit unserer Gesellschaft auseinandersetzen. Das diesjährige Thema ist: „Die Lösung“. In unseren Gästezimmern zeigen wir die Preisträger:innen und die 40 besten Einreichungen internationaler Künstler:innen.
Sondertermine 2025 (Auswahl):
- 08.03.25: Weltfrauentag – freier Eintritt für Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nichtbinäre, transgeschlechtliche und agender Personen (FLINTA
- 15.04.25: Geburtstag von Wilhelm Busch – freier Eintritt für das ganze Haus
- 14.06.25: Nacht der Museen
- 23.08.25: Führungen durch unser Haus (Wallmodenpalais) zum 350. Jubiläum des Großen Gartens
Pressekontakt:
Julia Fell
Tel.: 0511 169 999 -17
Mobil: 0176 6270 1159
E-Mail: presse@karikatur-museum.de www.karikatur-museum.de/presse
Das Museum Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst wird institutionell gefördert durch:

Pressemitteilung als PDF


F. K. Waechter, Mein Schädel ..., 1990 (c) F. K. Waechter Erbengemeinschaft
© F. K. Waechter, Mein Schädel, 1990

F. K. Waechter, Ich schlief wie schon lange nicht mehr, 1981 (c) F. K. Waechter Erbengemeinschaft
© F. K. Waechter, Ich schlief wie schon lange nicht mehr, 1981

F. K. Waechter, aus Die Eisprinzessin, Uraufführung 1993 (c) F. K. Waechter Erbengemeinschaft
© F. K. Waechter, aus Die Eisprinzessin, Uraufführung 1993


Pressebild Max und Moritz
© Wilhelm Busch/ Wilhelm Busch Gesellschaft, Hannover

Pressebild Max und Moritz
© Wilhelm Busch/ Wilhelm Busch Gesellschaft, Hannover

Pressebild Max und Moritz
© Wilhelm Busch/ Wilhelm Busch Gesellschaft, Hannover

Pressebild Max und Moritz
© Wilhelm Busch/ Wilhelm Busch Gesellschaft, Hannover


Pressebild Vier auf einen Strich/ Everett S. Glenn
Everett S. Glenn
© Everett S. Glenn

